Jüdisches Leben digital kennenlernen: Jüdische Gemeinde Hanau erhält Förderung vom Land Hessen für den Aufbau einer digitalen Plattform als Präventionsprojekt
Der ehrenamtlichen Vorsitzenden Irina Pisarevska liegen die Veranstaltungen besonders am Herzen, als ein wichtiger Beitrag, um Vorurteile abzubauen. Ebenso wie die regelmäßigen Führungen und Besuche in der Synagoge, die die Gemeinde etwa für Schulklassen anbietet.
Auch deshalb sei die corona-bedingte Schließung der Gemeinde im März 2020 ein schmerzhafter, „wenngleich notwendiger Schritt“ gewesen, sagt Geschäftsführer Oliver Dainow. Der Terminkalender für Begegnungen mit Schüler:innen, Erzieher:innen und Studierenden war voll. Doch wegen der Pandemie musste alles abgesagt werden, zumindest vorerst.
Daraufhin überlegte die Gemeinde, welche anderen Angebote sie den Interessierten machen könnte. So entstand laut Dainow die Idee zu „Judentum digital“, einer „digitalen Plattform mit lokalem Bezug“ und „sowohl interaktiven als auch partizipativen Elementen“: Im ersten Teil bekommt man eine digitale Gemeinde- und Synagogenführung, bei der die jüdische Religion sowie alltägliche Tradi-tionen und Bräuche vor Ort beschrieben werden.
Im zweiten Teil, dem „jüdischen Lehrhaus“, werden weitere – religiöse und aktuelle, gesellschaftspolitische – Aspekte des Judentums erklärt und vertieft. Der dritte Teil sieht Begegnungen vor. Diese „haben wir bewusst in das letzte Quartal gelegt, da wir uns bis dahin tatsächlich wieder erste Begegnungen unter Einhaltung der Hygieneregeln erhoffen“, erklärt Dainow. Darüber hinaus brauche es die ersten beiden Abschnitte, um für das jüdische Leben zu sensibilisieren und an es heranzuführen.
Bereits jetzt bietet die Website der Gemeinde einige spezielle, kurze, auch unterhaltsame Online-Formate: So widmet sich Oliver Dainow beispielsweise in der Rubrik „Jüdische Feiertage erklärt“ dem jüdischen Erntedankfest Schawuot und erklärt unter anderem, in welcher Verbindung die Thora zu einem leckeren Stück Käsekuchen steht.
Die neue Plattform wird im Juli offiziell gestartet. Während der Entwicklung habe sich das Polizeipräsidium Südosthessen eingebracht. Mit dessen Hilfe habe die Gemeinde an einigen Inhalten gefeilt, so Dainow. Über einen wissenschaftlichen Mitarbeiter des Präsidiums sei zudem der Kontakt zum Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) geknüpft worden. Das HKE hält das Online-Angebot für sehr sinnvoll, hat die Plattform in sein Förderprogramm „Digitale Präventionsformate im Themenfeld Antisemitismus“ aufgenommen und fördert ihren Aufbau mit 50 000 Euro.