Pessachfest: Corona-Pandemie stellt Jüdische Gemeinde Hanau vor Herausforderung
Um alle Gebete und Inhalte rezitieren zu können, bedarf es eines Quorums von mindestens zehn erwachsenen Personen im gleichen Raum. „Ein virtuelles Zusammenkommen ist dafür leider nicht ausreichend“, erläutert Dainow.
Er weist auch darauf hin, dass gleichzeitig am Shabbat und den Feiertagen das Verbot bestehe, elektronische Geräte zu benutzen, was eine Live-Übertragung von Gottesdiensten unmöglich mache. Es böten sich aber spannende Lösungsmöglichkeiten an. Der Gottesdienst lasse sich zwar nicht komplett nachstellen, doch bestehe die Möglichkeit, einen Teil der Gebete im Vorfeld vorzutragen. „Der Gottesdienst im Judentum ist sehr lebendig.
Eine Zusammenkunft im virtuellen Gebetsraum - durch die Software "Zoom"
Ein Großteil der Gebete wird vom Kantor melodisch vorgetragen, während die gesamte Gemeinde mitsingt“, erklärt Dainow. Dieses Gemeinschaftsgefühl werde aufrechterhalten, indem der virtuelle Gottesdienst, zumindest in der erlaubten Form, mit den Mitgliedern gefeiert werde. Dazu treffen sich Teilnehmer über die Software „Zoom“ im virtuellen Gebetsraum, in dem Rabbiner Schimon Großberg gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern vor Shabbat- und Feiertagsbeginn singt und zusammenkommt.
„Wir haben zum Glück schnell reagieren können, was auch an der aktiven Mitarbeit der über 200 Gemeindemitglieder liegt“, freut sich Dainow. Innerhalb weniger Stunden hätten sich sowohl eine Whats-App- wie auch eine interne Facebook-Gruppe gegründet. Dabei half der Computerkurs für Senioren, den die Gemeinde seit zwei Jahren anbietet. Die gemeindeinternen Veranstaltungen wurden laut Dainow komplett auf „Zoom“ verlegt.
Das Festmahl als zentraler Mittelpunkt des Feiertags
Nach dem Pessachfest, das Mitte April endet, will die Gemeinde – so die Vorgaben von Bundes- und Landesregierung sowie der Stadt Hanau bestehen blieben – auch die externen Angebote wie das Jüdische Lehrhaus auf die Online-Plattform verlegen. Irina Pisarevska, die Vorsitzende der Gemeinde, kümmert sich täglich um die Telefonate mit den Mitgliedern und koordiniert Einkäufe und Fahrten für die Hilfsbedürftigen. Hierzu wurde speziell eine Handynummer eingerichtet, über welche die Gemeinde erreichbar ist. Das am 8. April begonnene jüdische Pessachfest ist das erste der drei Wallfahrtsfeste. „Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, das Ende der Sklaverei und die Entstehung des jüdischen Volkes“, erklärt Dainow. Er weist darauf hin, dass in der Pessachzeit nur bestimmte Lebensmittel wie ungesäuertes Brot, die Mazzah, gegessen werden dürften.
Zentraler Mittelpunkt des Feiertages war das gemeinsame Festmahl, der Seder. Dabei werden symbolische Speisen gegessen, während die Pessacherzählung vorgetragen wird. „Da die Gemeindemitglieder in diesem Jahr nicht zum Seder in die Gemeinde kommen konnten, kam die Gemeinde eben ein Stück weit zu den Mitgliedern nach Hause“, erklärt Dainow eine Aktion, bei der Gemeindemitgliedern Hilfspakete gebracht wurden. Großberg erinnerte an die Pessachgeschichte und führte durch den Sederabend.