10.05.2019

"Wir wollen etwas zurückgeben": Oliver Dainow über die Kulturwochen in Hanau und Programm-Highlights

Hanau

Die Jüdische Allgemeine im Gespräch mit dem Organisator der Jüdischen Kulturwochen in Hanau.

Herr Dainow, Hanau bietet die ersten jüdischen Kulturwochen an. Welchen Anspruch verfolgen Sie damit?
Die Jüdische Gemeinde Hanau wurde im Jahre 2005 mit knapp 60 Mitgliedern neugegründet. Zuvor gab es seit der Zerstörung 1938 keine jüdische Gemeinde mehr in Hanau. Heute haben wir 200 Mitglieder. Wir habeneinen Rabbiner, regelmäßige Gottesdienste und eine Vielzahl an Aktivitäten. Jüdische Kulturwochen in Hanau, das war ein Traum, den wir schon seit etlichen Jahren hatten.

Welche thematischen Schwerpunkte setzen die Kulturwochen?
Wir möchten einen allgemeinen Einblick in die jüdische Kultur verschaffen. Ein Kernpunkt ist dabei die Ausstellung »Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute«. Sie soll zeigen, wie verwurzelt das Judentum in Deutschland historisch eigentlich ist. Dabei sollen insbesondere Schülerinnern und Schüler angesprochen werden. Gerade hier ist es wichtig, frühzeitig Berührungspunkte zu schaffen und jungen Menschen einen vorurteilsfreien Blick auf das Judentum zu gewähren.Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mit der Karl‐Rehbein‐Schule, einem zentralen Gymnasium, einen Partner finden konnten, und hoffen, dadurch die junge Generation zu erreichen.

Was sind die Besonderheiten der Hanauer Gemeinde? Spiegeln sie sich im Programm der Kulturwochen wider?
Die Jüdische Gemeinde Hanau ist eine der kleinsten jüdischen Gemeinden in Hessen. Und eine der jüngsten. Eine Gemeinde, die beinahe ausschließlich aus jüdischen Zuwanderern besteht. Diesen Aspekt finden wir im Programm der Kulturwochen wieder. So erhält der Zuhörer beispielsweise bei Küf Kaufmanns Lesung »Wodka ist immer koscher« einen humorvollen Einblick in das turbulente Leben eines jüdischen Migranten. Wie traditionsreich das Leben hier ist, zeigt die Geschichte des Malers Moritz Daniel Oppenheim. Er war ein waschechter Hanauer und hat seinen Platz in den Kulturwochen mit dem Kinodokumentarfilm »Moritz Daniel Oppenheim« und einer Führung durch seine gesammelten Hanauer Werke im historischen Museum von Schloss Philippsruhe.

Die Veranstaltungen finden an mehreren Orten im Stadtgebiet statt.Warum?
Zum einen möchten wir der Stadt Hanau, ohne die die Jüdische Gemeinde in der jetzigen Form nicht existieren würde, etwas zurückgeben. Zum anderen spüren wir heute leider immer noch so etwas wie Zurückhaltung und Unsicherheit im Umgang. Deshalb möchten wir die Menschen direkt ansprechen und Möglichkeiten des ungezwungenen Kennenlernens anbieten. Der Start der Kulturwochen findet deshalb bewusst in der Jüdischen Gemeinde statt. Anschließend sind wir acht Wochen im gesamten Stadtgebiet unterwegs, vom Kulturforum bis Kinopolis.

Wie würden Sie gern auf die Kulturwochen zurückblicken?
Gut besuchte Veranstaltungen und positive Rückmeldungen. Wir möchten miteinander ins Gespräch kommen, Begegnungen schaffen, Vorurteile abbauen und die jüdische Kultur näherbringen. Wenn uns das gemeinsam gelingt, haben wir einen großen Schritt in Richtung Toleranz und Akzeptanz für ein friedliches Miteinander in Hanau gemacht.

Mit dem Organisator der Kulturwochen sprach Eugen El.

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