Erstmals Jüdische Kulturwochen in Hanau
Wir möchten auf die Leute zugehen und ihnen die jüdische Kultur näherbringen, sie dafür begeistern“, sagt Oliver Dainow. Er arbeitet im Landesverband der Jüdischen Gemeinden mit und bringt sich in der Hanauer Gemeinde ein. Diese feiert jetzt eine Premiere: Erstmals finden hier Jüdische Kulturwochen statt. Noch bis Ende Juni können Interessierte an der Reihe teilnehmen.
„Unsere Kultur, die manchen abstrakt erscheint, greifbarer zu machen, mit ihrer großen Vielfalt – das ist eines unserer Ziele“, erklärt Dainow. Entsprechend ist das Programm gestaltet. Neben Konzerten gibt es Filmvorführungen, Lesungen, Ausstellungen, aber auch Theater, Führungen und viel Raum für Gespräche. Die Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ wird vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, eröffnet (13. Mai um 19 Uhr in der Karl-Rehbein-Schule).
„Die erste jüdische Republik“, das Theaterstück von Scholem Alejchem, wird als komödiantisches Solo in deutscher und jiddischer Sprache auf die Bühne gebracht (22. Mai um 19 Uhr im Olof-Palme-Haus). Und Sänger Yoni Rose interpretiert unter anderem von Jazz inspirierte Werke von Moishe Oysher (21. Mai um 19 Uhr in der Alten Johanneskirche). „Die Veranstaltungen finden ganz bewusst nicht nur bei uns statt. Wir wollen in die Stadt hinausgehen“, so Dainow.
Die Jüdische Gemeinde Hanau wurde 2005 mit etwa 60 Mitgliedern neu gegründet. Nach der Zerstörung der Synagoge im Novemberpogrom 1938 gab es hier jahrzehntelang keine organisierte Gemeinde. In den vergangenen Jahren ist diese wieder deutlich gewachsen, auf 200 Mitglieder, vor allem dank Zuwanderern aus Osteuropa. „Die Idee, Kulturwochen zu veranstalten, gibt es schon länger. Jetzt sind wir stark genug, um unseren Traum zu verwirklichen“, sagt Dainow.