Wenn "Jude" zum Schimpfwort wird: Prof. Julia Bernstein präsentiert in der Jüdischen Gemeinde Hanau ihre erschreckenden Erkenntnisse über Antisemitismus an Schulen
Die Soziologin war mit einem Vortrag zur Jüdischen Gemeinde Hanau gekommen, um dort die Ergebnisse ihrer Forschungen vorzustellen. Bernstein hat kürzlich in einer Studie jüdische und nicht-jüdische Schüler, Eltern und Lehrer von 171 Schulen nach ihren Erfahrungen zu Antisemitismus befragt. 227 Interviews hat Bernstein im Rahmen der 17-monatigen sozialwissenschaftlichen qualitativen Untersuchung geführt. „Das Ausmaß, in dem mir von Hakenkreuzen und Hitler-Sprüchen berichtet wurde, hat mich überrascht.“ Das Wort „Jude“ als Schimpfwort sei sehr verbreitet, ebenso Formulierungen wie „Judenschwein“. Es habe eine Enttabuisierung stattgefunden.
Die Bezeichnungen fallen laut Bernstein im Sinne von Geiz, Verlogenheit, Verrat, Listigkeit, Hinterhältigkeit und vielen weiteren negativen Zuschreibungen. „Kurz gesagt: als Verkörperung des Bösen in jedem Sinne“, berichtete die Soziologin. Dass Lehrer dies nicht geraderückten, sei nicht zu akzeptieren. Oft werde damit argumentiert, die Kinder hätten dies „nicht so gemeint“, es sei „so dahergesagt“ und man könne auch nicht „auf alles reagieren“.