20.11.2024

Bildgeschichten zeigen reale Fälle von Antisemitismus

Hanau

Authentische antisemitische Vorfälle bilden die Grundlage einer Ausstellung, die aktuell in der Eugen-Kaiser-Schule, einer selbständigen beruflichen Schule in Hanau, gezeigt wird.

„Ja, DAS ist Antisemitismus“ lautet der Titel der Ausstellung. Die Beispiele von Antisemitismus und dessen Ausprägungen wurden von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) zusammengetragen und zu einer Ausstellung konzipiert – mit zahlreichen Illustrationen, die insbesondere ein jüngeres Publikum ansprechen. RIAS Hessen unterstützt Menschen, die von antisemitischen Vorfällen betroffenen sind und dokumentiert und analysiert Antisemitismus in Hessen.

Wie Oliver Dainow, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Hanau bei einem Ausstellungsrundgang mit dem Kreisbeigeordneten Jannik Marquart und Vertreterinnen und Vertretern der Eugen-Kaiser-Schule erklärte, sei eine solche Ausstellung wichtig, um auf die besorgniserregende Situation in Deutschland aufmerksam zu machen.

„Uralte Stereotype werden in neuer Aufmachung repliziert und salonfähig gemacht. Insbesondere durch Social Media werden solche Narrative auch in die Schulen getragen“, erklärte Oliver Dainow. Er lobte die Eugen-Kaiser-Schule für deren Engagement, hier aufzuklären und insbesondere auch die Lehrkräfte fit zu machen für einen Dialog über ein hochkomplexes Thema: Den Nahostkonflikt.

„Das ist ein Thema, das natürlich seit dem 7. Oktober 2023 mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel nochmal deutlich stärker in den Fokus gerückt ist. Es ist wichtig, dass Lehrkräfte dabei unterstützt werden, mit den jungen Leuten einen faktenbasierten Dialog auf Sachebene in den Klassen zu führen, auch wenn das nicht im Unterrichtsprogramm steht“, sagte Schuldezernent Jannik Marquart.

Wie die stellvertretende Schulleiterin Kirsten Weinem erklärte, komme die Ausstellung gut bei den jungen Leuten an. Immer wieder bleiben sie in dem Gang mit den Ausstellungs-Rollups stehen und steigen in die Bildgeschichten ein. Das sei ein guter Ausgangspunkt für weiterführende Gespräche.

Die Grafiken und Bildgeschichten stammen von den beiden Illustratorinnen Sophia Hirsch und Büke Schwarz. Sie haben Schimpfworte und Gesten als Symbole gezeichnet. Die verarbeiteten Vorfälle haben sich seit Beginn 2023 in Hessen zugetragen. Auch die Auswirkungen des 7. Oktobers werden thematisiert. Eine wichtige Erkenntnis beim Betrachten der Ausstellung: Antisemitismus passiert im Alltag, bei Gedenkfeiern, auf Schulhöfen und überall da, wo sich Jüdinnen und Juden zu erkennen geben.

„Wir haben junge Menschen in der Jüdischen Gemeinde, die im Alltag außerhalb der Familie verschweigen, dass sie jüdisch sind, aus Angst vor Übergriffen“, erklärte Oliver Dainow. Jüdisches Leben in Deutschland sei zunehmend geprägt durch Angst und Sorge um die eigene Familie und auch vor Terrorakten, etwa auf Synagogen. Die Ausstellung dient als Ausgangspunkt, um sich mit der Perspektive der Betroffenen zu beschäftigen und soll dabei helfen, dass diese nicht erst ihre Betroffenheit erklären müssen.

„Es ist beschämend, dass unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wieder Angst in Deutschland haben müssen. Es ist unsere Pflicht, jegliche Form von Antisemitismus auf unseren Straßen und unseren Schulhöfen zu bekämpfen“, so Marquart abschließend.

Die Ausstellung kann bei RIAS Hessen ausgeliehen werden. Mehr Infos dazu gibt es auf der Seite https://rias-hessen.de/ja-das-ist-antisemitismus-ausstellung-rias-hessen/

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