20.12.2023

Erste Chanukkafeier in Nidderau auf dem Marktplatz Windecken

News Hanau

Es war ein bewegender Augenblick als Oliver Dainow, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau, am 12. Dezember auf dem Windecker Marktplatz an der Chanukkia, dem achtarmigen Leuchter, die 6. Kerze entzündete und dazu ein Gebet sprach.

Dainow zeigte sich erfreut darüber, dass er nach Nidderau eingeladen wurde, um zusammen mit der Stadt, der Evangelischen Kirchengemeinde Windecken, der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Hanau und dem Nidderauer Arbeitskreis Jüdisches Leben das Chanukkafest zu feiern. Dankbar auch darüber, dass zwischen Nidderau und der Jüdischen Gemeinde Hanau ein enger und freundschaftlicher Kontakt bestehe. Solche Freundschaften haben gerade in diesen Zeiten, wo auch die Jüdische Gemeinde Hanau Bedrohungen fürchtet, einen hohen Stellenwert.

Bürgermeister Andreas Bär begrüßte etwa 30 Besucher und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass es ein besonderer Tag für ihn und die Stadt sei, dass 85 Jahre nach der Reichspogromnacht 1938 zum ersten Mal und dazu noch auf dem Marktplatz öffentlich das jüdische Chanukkafest zusammen mit Christen und Juden gefeiert werde. Es sei ein Symbol für Solidarität mit allen Juden und Israel sowie gegen Antisemitismus. Er freue sich über eine Fortsetzung der begonnenen Zusammenarbeit.

Heinz Daume, Vorsitzender der Christlich-jüdischen Gesellschaft Hanau, wohnt in Nidderau. Er erläuterte den historischen Hintergrund von Chanukka. Jüdinnen und Juden erinnern dabei an eine Geschichte, die 164 Jahre vor Christus geschah.

Die Nachfolger der Griechen als Großmacht hatten in Jerusalem den Tempel besetzt und eine Zeus-Statue hineingestellt. Judas Makkabäus befreite mit seinen Söhnen und Anhängern den Tempel und weihte ihn neu. Nach der Legende soll ein Öllicht, das die Präsenz Gottes im Tempel andeutete, eine ganze Woche gebrannt haben, obwohl es Öl-Vorrat nur für einen Tag hatte. Das Licht als Licht Gottes soll weithin sichtbar sein, darum soll der Leuchter mit den Kerzen in aller Öffentlichkeit aufgestellt werden.

Horst Körzinger, Sprecher des Nidderauer Arbeitskreises Jüdisches Leben, bedankte sich vor allem bei Dainow für sein Kommen, um das Chanukkafest in Nidderau zu feiern. Es ist ein weiteres Zeichen der Verbundenheit. „Wir sind miteinander verbunden und wollen unsere Zusammenarbeit so freundschaftlich fortsetzen“, meinte Körzinger. „Nidderau ist zwar eine Kleinstadt, aber wir sind weltoffen und setzen uns dafür ein, die Werte unserer Demokratie zu verteidigen gegen Antisemitismus, Hass, Gewalt und Rassismus. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar, und dafür bringen wir uns alle ein“, sagte Körzinger.

Übrigens ist es guter Brauch, dass an Chanukka in Öl Gebackenes verzehrt wird. Dazu spendete die Bürgerstiftung die Kräppel, die traditionell bei diesem Fest gegessen werden. Die Veranstaltung wurde musikalisch von einem Duo des Klezmer Freilach Ensembles Bad Orb gestaltet.

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