Wenn Rabbiner und Pfarrer sich die Kanzel teilen
Pfarrer Torben W. Telder erinnerte die über hundert Besucherinnen und Besucher, unter Ihnen die Stadtverordnetenvorsteher der Stadt Hanau, Frau Beate Funck, an das Uranliegen der Reformation und die Diskussion um Autorität und Aktualität der Heiligen Schriften des Ersten und Zweiten Bundes.
Rabbiner Andrew Steiman aus Frankfurt hob im Anschluss das jüdisch-christliche Verständnis der drei Gemeinden hervor und machte deutlich, dass die, den Abend umrahmenden Synagogalgesänge in einer Kirche keine Selbstverständlichkeit seien. Herr Haidu aus Würzburg an der Orgel unterstütze zusammen mit zwei Sänger Pfarrer Telder bei seinen kantoralen Gesängen.
Dechant Andreas Weber teilte mit den Anwesenden nach einer Lesung aus dem Petrusbrief seine persönliche Klostererfahrung, die er in der Woche zuvor machen durfte. Dabei beeindruckte ihn die tiefe Spiritualität und die Bindung an Gottes Wort, die er dort erleben durfte. Weber betonte die Bedeutung der Schriften, die bindenden Traditionen der Katholiken aber auch die Verbundenheit zwischen den älteren und jüngeren Geschwistern, dem Judentum und dem Christentum.
Freudige Nachricht
Rabbiner Andrew Steiman erinnerte nach seinem Zitat aus dem Buch Deuteronomium daran, an jenes, letztes Gebot der Thora, eine eigene Thorarolle zu schreiben. Sich mit den Texten auseinanderzusetzen und sich, wie im jüdischen Gottesdienst üblich, von ihnen durch den Gesang emotional berühren zu lassen.
Eine besondere Ankündigung gab es an diesem Abend auch noch. Oliver Dainow, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau, überbrachte die freudige Nachricht, dass in Hanau bald eine neue Thorarolle Einzug halten werde. Die Rolle sei zwar noch nicht vor Ort aber das Thoraschild, dass die Rolle zieren werde, hatte die Gemeinde mitgebracht. Dabei handelt es sich um ein Schild der Neresheimer Silbermanufaktur, dass Ende des 19. Jahrhunderts in Hanau hergestellt und von der Gemeinde aus einem New Yorker Auktionshaus wieder zurück in die Stadt geholt wurde.
Pfarrer Telder machte zum Abschluss deutlich, wie oft das Wort in der Vergangenheit schon missbraucht wurde um Hass zu säen, statt Frieden zu halten. Deshalb sei es wichtig, in der Verschiedenheit um Frieden und Verständnis in einem Miteinander zu beten. Mit einem Gebet in christlicher und jüdischer Tradition und dem mit der Gemeinde zusammen gesungenen „Wallfahrtslied nach Jerusalem“ endete eine beeindruckende Andacht.